Anlässlich der 80-jährigen Wiederkehr des Endes des Zweiten Weltkriegs präsentierte die Private Pädagogische Hochschule Burgenland (PPH Burgenland) am 15. Mai 2025 den Dokumentarfilm „1945 – Ende und Anfang“ von Walter Reiss. Der Film lässt 22 Burgenländer:innen zu Wort kommen – darunter Angehörige der kroatischen und ungarischen Volksgruppen sowie ein jüdischer Überlebender der Todesmärsche. In kurzen Statements schildern sie ihre persönlichen Erinnerungen an das Kriegsende und die Zeit danach. Der Film wurde didaktisch aufbereitet und soll künftig im Schulunterricht eingesetzt werden – als Beitrag zu einer reflektierten, multiperspektivischen Erinnerungskultur.
Initiator dieses Projekts ist der Historiker Herbert Brettl. „Ziel war es, ein historisch fundiertes Zeitdokument zu schaffen, das im Unterricht eingesetzt werden kann. Das Gespräch mit Zeitzeugen gewinnt seinen pädagogischen Wert durch die Authentizität der Berichte. Die Zeitzeugen ermöglichen dadurch einen Perspektivwechsel auf die Geschichte“, so Brettl.
Die Interviews wurden zwischen 2016 und 2025 in allen Landesteilen Burgenlands geführt. „Der Film ist keine klassische historische Dokumentation mit erläuterndem Kommentar, – ausschließlich die Protagonist:innen kommen zu Wort. Sie schildern bewegende Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend in Zeiten des Krieges, vom Einmarsch der Sowjetarmee im Frühjahr 1945 und der sogenannten ,Russenzeit‘“, so Walter Reiss.
Ute Leonhardt, Lehrende an der PPH Burgenland, präsentierte gemeinsam mit Studierenden im Fach Geschichte und politische Bildung begleitende Unterrichtskonzepte. Diese ermöglichen eine multiperspektivische Auseinandersetzung mit dem Film und sollen in der Sekundarstufe zum Einsatz kommen. „Die emotionale Wucht der Berichte erfordert eine sensible und reflektierte Aufbereitung im Klassenzimmer“, so Leonhardt.
Rektorin Sabine Weisz würdigte das Projekt als wichtigen Beitrag zu einer lebendigen Erinnerungskultur: „Die Beschäftigung mit Zeitzeug:innenberichten bietet Schüler:innen einen besonders eindringlichen Zugang zur Geschichte und zeigt auf, wie historische Bildung lebendig werden kann. Gerade im Gedenkjahr 2025 leisten wir damit einen wichtigen Beitrag zur kritischen Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit und zur Förderung des demokratischen Bewusstseins.“
Auch Bildungsdirektor Alfred Lehner hob den Wert des Films hervor: „Der Film ‚1945 – Ende und Anfang‘ zeigt eindrucksvoll, wie tiefgreifend dieses Jahr unsere Gesellschaft geprägt hat. Gerade für junge Menschen ist es wichtig, Geschichte greifbar zu machen und aus ihr zu lernen. Die Darstellung von Neubeginn und Umbrüchen regt dazu an, über die Bedeutung von Demokratie, Zusammenhalt und Verantwortung in der Gegenwart nachzudenken.“
Die digitalen Zeitzeug:inneninterviews und die dazu entwickelten Arbeitsmaterialien werden den Studierenden und Lehrer:innen der Sekundarstufe auf LMS zur Verfügung gestellt.
Bildquelle: Private Pädagogische Hochschule Burgenland